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Ukrainischer Geflüchtete in den Arbeitsmarkt integrieren

Laut Aussagen der Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport lag die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine in der Stadt Bremen Anfang April 2022 bei rund 5.250. Für Bremerhaven lag die Zahl bei rund 1.350. Abgesehen von Punkten, wie der Bereitstellung einer sicheren Unterkunft, ist der Zugang zum Arbeitsmarkt ein wichtiger Faktor, um die soziale Teilhabe in Bremen und Bremerhaven zu ermöglichen.

Hierfür ist es wichtig, dass der Aufenthaltsstatus geklärt ist, sodass Betroffene (und ggf. auch Unternehmen) langfristige und nachhaltige Investitionen in die (Aus-)Bildung und Qualifizierung von Beschäftigten unternehmen können. Daran anknüpfend ist die Grundlage für die Aufnahme einer Beschäftigung, dass die Geflüchteten aus der Ukraine eine Arbeit aufnehmen können und nach einer Phase des Ankommens intensiv unterstützt werden, um ihnen den Weg in die Bremer bzw. Bremerhavener Gesellschaft zu eröffnen. Dafür ist es wichtig, dass die Geflüchteten aus der Ukraine, sobald sie dazu in der Lage sind, früh mit ihrem ersten Sprachkurs beginnen können. Das wirkt sich ebenfalls positiv auf ihre Arbeitsmarktintegration auswirken wird.

Denn ein Schlüssel, damit Menschen den Zugang auf dem Arbeitsmarkt zu finden, ist die Vermittlung der deutschen Sprache, vor allem in Form von berufs- und fachspezifischen Deutschsprachkursen und Deutsch-Intensivkursen. Verschiedenen Studien zufolge (siehe u.a. Brücker, Kosyakova und Schuss (2020)), geht die Teilnahme an den berufsspezifischen Sprachkursen und Arbeitsmarktprogrammen mit Sprachförderung mit einer verbesserten Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten einher. Daher wird die Integration in die angestammten Berufe vor allem über fachsprachliche Kenntnisse bzw. die Vermittlung dieser Kenntnisse gelingen. Dies setzt auch voraus, dass die Menschen bei ihren Ambitionen begleitet werden, um zu vermeiden, dass Kenntnisse und Fähigkeiten und somit Integrationschancen verloren gehen.

Weiterhin ist eine Schlüsselfrage für eine gelungene Arbeitsmarktintegration und eine qualifikationsgerechte Entlohnung, inwiefern die Qualifikationen der Geflüchteten anerkannt werden. So steigert die Anerkennung beruflicher Abschlüsse die Beschäftigungschancen von Migrantinnen und Migranten im Durchschnitt langfristig um 25 Prozentpunkte und ihre Verdienste um 20 Prozent (siehe Brücker et al. (2021)). Die Anerkennung der Qualifikationen ist allerdings mitunter schwierig. Die Menschen aus der Ukraine haben ihre Qualifikationen in einem unterschiedlichen Ausbildungssystem erlangt. So bestehen die Probleme, dass einige Berufe kein deutsches Äquivalent finden oder Berufsabschlüsse, die in der Ukraine ein Hochschulstudium voraussetzen, in Deutschland im Rahmen einer dualen oder schulischen Ausbildung erworben werden. Auf der anderen Seite beantragen laut Brücker et al. (2021) nur wenige Geflüchtete die Anerkennung ihrer Qualifikationen, wodurch besondere Beratung in diesem Falle notwendig ist. Gegebenenfalls sind Anerkennungslehrgänge und -prüfungen erforderlich. Dies setzt neben der Beratung zu den Angeboten häufig auch eine Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung voraus, die von öffentlicher Seite unterstützt und koordiniert werden sollte. Andernfalls droht auch hier, dass Geflüchtete an der Anerkennungsprüfung scheitern und sich damit Integrationschancen verschlechtern. Die Antwort des Senats auf die Große Anfrage der SPD-Fraktion „Zur aktuellen Beschäftigungssituation und Lage der Beschäftigten im Land Bremen“ machte Angaben zu verschiedenen Vorbereitungslehrgänge in den Pflegeberufen auf. Gleichsam bieten der Bremer und Bremerhavener Arbeitsmarkt viele offene Stellen, die Geflüchteten aus der Ukraine eine potenzielle Beschäftigung bieten. So fanden sich in der letzten Engpassanalyse für die Arbeitsmarktregion Niedersachsen/Bremen (Jahr: 2020) vor allem Pflege-, Handwerks- und medizinische Berufe, wie Altenpflege, Krankenpflege, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie Tiefbau. Zudem werden pädagogische Berufe in der wiederkehrend als (potenzielle) Engpassberufe bezeichnet.

Die Geflüchteten aus der Ukraine sind vor allem Frauen und Kinder. Die nachhaltige gesellschaftliche und arbeitsmarktbezogene Integration von Frauen wird besonders durch die Integration von Kindern und Jugendlichen in das Bildungs- und Betreuungssystem beeinflusst. So legen verschiedene Studien des IAB nahe, dass die geringere Sprachkursteilnahme und Arbeitsmarktpartizipation von geflüchteten Frauen vor allem bei Frauen mit (Klein-)Kindern im Haushalt ausgeprägt.  Für die Kursteilnahme von geflüchteten Frauen müssen deshalb vor allem Betreuungsangebote für Kinder, gerade im jüngeren Alter, geschaffen werden. Dies hilft nicht nur Eltern, sondern auch den Kindern selbst bei der Integration.