Kleine Anfrage Land: Neue Perspektiven für StudienabbrecherInnen in der Berufsausbildung


Kleine Anfrage der Fraktion der SPD

Die Zahl der Studienabbrüche steigt und stellt für Studierende als auch für den Arbeitsmarkt eine Herausforderung dar. Durch viele Ländervergleiche, in denen Deutschland mit ver-gleichbar geringen Akademikerzahlen auffiel, wurde immer häufiger für ein Studium gewor-ben, so dass sich die Zahl der Studierenden in Deutschland seit der Jahrtausendwende nahe-zu verdoppelt hat. Doch gleichzeitig hat sich auch die Zahl der Studienabbrüche deutlich erhöht, auch wenn hier teils nur Schätzungen genannt werden können.
Ein Studienabbruch ist jedoch für einen jungen Menschen oft mit großen emotionalen als auch biographischen Herausforderungen verbunden. Häufig wird von einem „persönlichen Scheitern“ gesprochen und Ängste belasten oft den Neustart in eine andere berufliche Richtung. Doch bringen StudienabbrecherInnen eine Menge Potential mit: Sie haben bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt, sie sind z.B. häufig deutlich selbstständiger und verfügen über Fachkompetenz aus dem begonnenen Studium. Parallel dazu suchen Ausbildungsbetriebe immer dringlicher nach qualifizierten Auszubildenden.
Doch birgt dieser Schritt auch etliche Schwierigkeiten. Zum einen gilt es, eine gute Neuorientierung zu ermöglichen, damit andere Perspektiven für die jungen, teils gut qualifizierten Menschen aufgezeigt werden können. Zum anderen gilt es, Unternehmen, die großes Interesse haben, diese Jugendlichen auszubilden, mit den Studienabbrechern zusammen zu bringen. Darüber hinaus ist nicht zuletzt auch der Zeitverlust für Studienabbrecher ein Problem. So beginnen viele StudienabbrecherInnen keine Ausbildung, sondern häufig ein prekäres Beschäftigungsverhältnis .
Gezielte Beratungs- und Matchingangebote können hier helfen. Gut beworbene Anlaufstel-len direkt an der Universität können den (potentiellen) StudienabbrecherInnen zunächst Perspektiven wie z.B. eine berufliche Ausbildung aufzeigen. Darüber hinaus kann hier eruiert werden, ob nicht Berufsausbildungen möglich sind, die dem bereits eingeschlagenen Weg entsprechen. So können Erfahrungen und Kenntnisse, die im Studium bereits erarbeitet wurden, in einer fachnahen Berufsausbildung hilfreich sein und die Möglichkeit darstellen, die Ausbildung bspw. in nur 18 Monaten zu durchlaufen. Darüber hinaus kann im Bewer-bungsprozess und in der Ansprache von Unternehmen Unterstützung sinnvoll sein.
Wichtig hierbei ist besonders, dass den Studierenden, die ihre akademische Laufbahn been-den wollen, ein Angebot direkt auf ihre Situation zugeschnitten gemacht wird. So fallen diese nicht aus dem System, wie es sonst nach einer Exmatrikulation der Fall ist und bekommen eine Perspektive aufgezeigt, die ihre bisherigen Erfahrungen aufgreift und ein attraktives Angebot darstellt. Zudem können so Fachkräfte für die Region gewonnen werden, was gera-de für einen Industriestandort wie Bremen von großem Vorteil wäre.

Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat:
1.    Wie groß ist die Zahl der StudienabbrecherInnen in Bremen? Bitte differenziert nach Stadt, Geschlecht, Hochschule, Fachrichtung und Zeitpunkt (Semester) des Studien-abbruches.
2.    Wie viele der StudienabrecherInnen beginnen in Bremen ein neues Studium in einer anderen Fachrichtung? Bitte differenziert nach Stadt, Geschlecht, Hochschule und Fachrichtung.
3.    Welche Erkenntnisse besitzt der Senat über die Arbeitsmarktchancen derjenigen, die ihr Studium endgültig abrechen?
4.    Welche Beratungsstrukturen gibt es derzeit für (potentielle) StudienabbrecherInnen in Bremen?
5.    Wie werden die bereits bestehenden Beratungsstrukturen beworben, frequentiert und an welcher Hochschule befinden diese sich?
6.    Welche Art von Unterstützung für die (potentiellen) StudienabbrecherInnen wird hier angeboten? (Bewerbungstraining, Jobmatching, Jobvermittlung, etc.)
7.    Welche Perspektiven können StudienabbrecherInnen aufgezeigt werden, um schnell den Weg in eine Berufsausbildung und damit in den Arbeitsmarkt zu finden?
8.    Wie schätzt der Senat die Möglichkeit ein, gezielt eine verkürzte Ausbildung für Stu-dienabbrecherInnen in Bremen anzubieten?

Sybille Böschen, Arno Gottschalk, Björn Tschöpe und Fraktion der SPD

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