Landtag: Studienorientierung in Bremens Schulen


Wir fragen den Senat:

Berufs- und Studienorientierung hat heute in der schulischen Arbeit angesichts der vielfältigen Veränderungen der Wirtschaft und Wissenschaft einen besonde-ren Stellenwert. Schulen sollen SchülerInnen zu guten Abschlüssen führen, gu-te Abschlüsse sollen in passgenaue Anschlüsse in den Beruf oder das Studium münden.

Derzeit befindet sich auch das deutsche Hochschulsystem in einer Phase tief-greifenden Wandels. Angesichts neuer Studienstrukturen sowie eines jährlich wachsenden Studienangebots ist die professionelle Begleitung von SchülerIn-nen in der Phase der Studienorientierung in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Hinzu kommt, dass sich die Hochschulzugangsvoraussetzungen geändert haben: Viele Studienplätze, nicht nur im Master, sondern zunehmend auch im Bachelor, werden nicht mehr auf Grundlage der Durchschnittsnote der Hochschulzugangsberechtigung vergeben, sondern in Auswahlverfahren. Die-Hochschulen können heute den Hochschulzugang von besonderen Eignungs-, Kenntnis- und Erfahrungsvoraussetzungen der StudienbewerberInnen abhängig machen, die über gewichtete Einzelnoten, Berufstätigkeit, Auswahltests und –gespräche usw. nachgewiesen werden müssen. Dadurch wird an vielen Hoch-schulen die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung schleichend entwertet und durch zusätzliche studiengangsspezifische Auswahlkriterien ersetzt. Trotz der Sondermaßnahmen des Hochschulpakts zur Erweiterung der Studienan-fängerplätze sind angesichts der doppelten Abiturjahrgänge und der härteren fachlichen Auslese die Wahlmöglichkeiten vieler Studieninteressierten in vielen Bereichen massiv eingeschränkt.

Um hier entgegenzuwirken, müssen die Schülerinnen und Schüler frühzeitig über die Anforderungen beim Hochschulzugang informiert werden. So kann es bereits bei der Wahl des individuellen Oberstufenprofils sehr sinnvoll sein, den vielleicht schon vorhandenen Studienwunsch zu berücksichtigen und ganz be-stimmte studiengangsrelevante Grund- und Leistungskurse zu belegen, um so bereits zu diesem Zeitpunkt wichtige Weichenstellungen für die spätere Karriere vornehmen zu können. Von zentraler Bedeutung sind in diesem Zusammen-hang auch Fremdsprachenkenntnisse, die von vielen Studiengängen als Stu-dienvoraussetzung gefordert werden.

Der Stellenwert der Studien- und Berufsorientierung in der gymnasialen Ober-stufe ist damit objektiv gestiegen, doch nicht alle Schulen räumen ihr systema-tisch den erforderlichen Freiraum ein. Das Wissen zum Thema Studium und Studienorientierung ist heute nur von begrenzter Gültigkeit. Nicht nur Schüle-rInnen stehen so vor einer verwirrenden Vielfalt an Informationen, auch Lehre-rInnen, deren Aufgabe es ist, die Entscheidungskompetenz ihrer SchülerInnen hinsichtlich der Berufs- und Studienwahl zu verbessern.

Wir fragen den Senat:

1. Welche Bedeutung misst der Senat speziell der Studienorientierung im Rahmen der schulischen Arbeit bei? Plant der Senat, entsprechende Angebote systematisch in allen gymnasialen Oberstufen curricular zu verankern?

2. Welche regelmäßigen Informationsangebote zu aktuellen Studienmög-lichkeiten und Zugangsvoraussetzungen können SchülerInnen im Land Bremen an ihren Schulen nutzen? Wie stellt der Senat sicher, dass alle SchülerInnen im Land Bremen ge-zielt zumindest über die Studienanforderungen der bremischen Hoch-schulen informiert werden?

3. In welcher Form werden in den Schulen Informationen zum Dualen Stu-dium gegeben?

4. Welche Möglichkeiten werden in den Schulen genutzt, um über die An-erkennung geleisteter Praktika oder Ausbildungen zu informieren?

5. Wird in den Hochschulen ein Probestudium angeboten? Wenn ja, in wel-chen Fächern? Falls nicht wird darüber seitens der Hochschulleitung nachgedacht, ein Probestudium einzuführen?

6. Wie stellt der Senat sicher, dass LehrerInnen angesichts der tiefgreifen-den Veränderungen im Hochschulsystem in die Lage versetzt werden, ihre SchülerInnen bereits vor Eintritt in die gymnasiale oder berufliche Oberstufe z. B. bei der Wahl ihrer Profile oder der Fremdsprachenkurse fachlich kompetent entsprechend der aktuellen Gegebenheiten zu bera-ten? Oder: Wie stellt der Senat gezielte und systematische Informations- und Fortbildungsangebote für LehrerInnen, die ihre SchülerInnen bereits vor Eintritt in die gymnasiale oder berufliche Oberstufe z. B. bei der Wahl ihrer Profile oder der Fremdsprachenkurse fachlich kompetent beraten wollen, sicher?

Sybille Böschen, Mustafa Güngör, Björn Tschöpe und Fraktion der SPD

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