Unsere politische Arbeit für
Bremen & Bremerhaven

Förderung von LSBTIQ*-sensibler Pflege im Land Bremen

Ältere Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*-, Inter*- und queere Menschen (LSBTIQ*) haben häufig keine Kinder und erfahren weniger Unterstützung durch ihre Herkunftsfamilien. Sie sind somit besonders auf professionelle Pflege im Alter angewiesen. Da LSBTIQ*-Personen in ihrem Leben oft diskriminierende und ausgrenzende Erfahrungen gemacht haben, unter anderem auch im Gesundheitswesen, besteht bei ihnen jedoch vielfach Skepsis gegenüber institutionellen Einrichtungen. Durch Angst vor erneuter Diskriminierung und Ablehnung wird die eigene sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität in den Pflegeeinrichtungen teilweise geheim gehalten und die Menschen ziehen sich zunehmend zurück. Dadurch entsteht in den Pflegeeinrichtungen nicht selten der Eindruck, es gäbe keine LSBTIQ*-Bewohner*innen und entsprechende Angebote für diese Personengruppen werden nicht vorgehalten. Nach Schätzungen des Rat&Tat-Zentrums für queeres Leben lebten im Jahr 2019 jedoch etwa zwischen 7.200 und 14.400 LSBTIQ*-Senior*innen im Alter von über 65 Jahren im Land Bremen, wovon zwischen 1.450 und 2.900 pflegebedürftig wären. Um allen Menschen in Bremen und Bremerhaven ein Altern und eine Pflege mit Respekt und in Würde und Gemeinschaft zu ermöglichen, ist es daher notwendig, dass Altenpflegeeinrichtungen Konzepte und Angebote vorhalten, welche ein diskriminierungsfreies und gleichberechtigtes Umfeld für LSBTIQ*-Personen gewährleisten. In der Praxis fehlt es hierfür häufig noch an Fachwissen und der notwendigen Sensibilisierung von Mitarbeitenden für den Umgang mit LSBTIQ*-Personen.

Um dem entgegenzuwirken, wurde in Bremen vom Rat&Tat-Zentrum für queeres Leben und der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport eine Broschüre entwickelt, welche Pflegende über die Bedürfnisse von LSBTIQ*-Personen aufklärt und Handlungsempfehlungen für eine LSBTIQ*-sensible Pflege gibt. Zudem wurde im Rahmen der generalisierten Pflegeausbildung ein Lernfeld zur LSBTIQ*-sensiblen Pflege ins Curriculum aufgenommen, das von der LSBTIQ*-Community in Bremen als vorbildlich in seiner Art bewertet wird. Diesen im Land Bremen eingeschlagenen Weg wollen wir nun weitergehen. Die pflegerische Versorgung in Bremen soll zukünftig weiter für die Bedürfnisse von LSBTIQ*-Senior*innen geöffnet und sensibilisiert werden.

Ein offensichtlicher Handlungsbedarf besteht zunächst im stationären Pflegebereich. Hier gibt es inzwischen unterschiedliche Zertifizierungsprogramme, im Rahmen derer Pflegeeinrichtungen ein Qualitätssiegel für eine LSBTIQ*-sensible Pflege erwerben können. Durch das Siegel ist für LSBTIQ*-Senior*innen ersichtlich, wo sie eine ihren Bedürfnissen entsprechende Pflege erhalten können. Einrichtungen, welche eine solche Zertifizierung durchlaufen haben, tragen nachweislich zu einem besseren Gesundheitszustand von pflegebedürftigen LSBTIQ*-Personen bei. Das Bremische Wohn- und Betreuungsgesetz schreibt in § 15 Absatz 2 vor, dass Pflegeheime ein „Unterstützungskonzept“ zu erstellen und auf dessen Grundlage sicherzustellen haben, dass „die Vermeidung von Benachteiligungen gesichert wird“. Die Wohn- und Betreuungsaufsicht hat das Vorhandensein und die Einhaltung des Unterstützungskonzepts zu kontrollieren.

Zur Förderung von LSBTIQ*-sensibler Pflege im Land Bremen soll darüber hinaus ein Expertenhearing zum Thema veranstaltet werden, das Impulse sowohl für ambulante als auch für stationäre Pflege geben soll. Des Weiteren gilt es, das pflegerische Fort- und Weiterbildungsbildungsangebot im Land Bremen mit Blick auf das Thema LSBTIQ*-sensible Pflege zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Zudem ist es sinnvoll, die Pflegeberichterstattung zukünftig um das Thema LSBTIQ*-sensible Pflege zu erweitern.