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Ein Bremer Sozialtarif für das Deutschlandticket?

Die Einführung des Deutschlandtickets ist zweifelsohne ein großer Erfolg. Neben der Überwindung des Tarifdschungels vergünstigt sich der Zugang zum Nah- und Regionalverkehr für viele Menschen drastisch. Insbesondere für Arbeitnehmer:innen, die ihren täglichen Arbeitsweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen, ergeben sich auch im Zwei-Städte-Staat bereits bemerkenswerte Entlastungen: Mit dem Deutschlandticket lassen sich gegenüber einer Abojahreskarte (MIA) für die Stadt Bremen monatlich 7,10 Euro, bei der Monatskarte für die Stadt Bremen 18,80 Euro, bei einer Jahreskarte (MIA) für die Strecke Bremen-Bremerhaven monatlich 166,80 Euro sowie bei einem einzelnen Monatsticket für die Strecke Bremen-Bremerhaven 210,20 Euro einsparen.

Das Deutschlandticket vergrößert damit die Teilhabe an Mobilität sowohl durch den geringeren Preis als auch durch die bundesweite Gültigkeit. Gleichzeitig schafft es für viele Menschen eine spürbare Entlastung in Zeiten hoher Inflation und sinkender Reallöhne.

Eine sehr berechtigte Kritik ist jedoch, dass Bund und Länder sich nicht auf die Einführung eines Sozialtarifs geeinigt haben. Schüler:innen, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende, Bezieher:innen von Bürgergeld und weiteren Formen der Grundsicherung wie auch Arbeitnehmer:innen mit geringen Löhnen sind aufgrund ihres knappen monatlichen Budgets auf vergünstigte Tickets angewiesen. Zusätzlich verstetigen sich gerade in jungen Jahren erlernte Mobilitätsgewohnheiten bis in das Erwachsenenalter hinein. Ein attraktives Angebot für junge Menschen ist daher eine sehr gute Zukunftsinvestition.

Bremen ermöglicht diesen Gruppen aus diesen Gründen heute das VBN-weite Jugendticket TIM für 30 Euro monatlich sowie das auf die Stadtgemeinde Bremen begrenzte StadtTicket für 25 Euro monatlich für Erwachsene bei Kostenfreiheit für Kinder. Der Bezug des Deutschlandtickets würde in diesen Fällen eine empfindliche Preiserhöhung bedeuten, die trotz des Mehrwerts der bundesweiten Gültigkeit für sie im Monatsbudget oft schlicht nicht leistbar ist. Im Ergebnis würde diese Zielgruppe damit nicht oder nur sehr erschwert vom Deutschlandticket profitieren können.

Den Ländern und Kommunen steht es gleichwohl frei, ihren Bürger:innen einen Sozialtarif anzubieten. Dafür wären vom Land bzw. der Kommune Deutschlandtickets anzukaufen und vergünstigt an die Berechtigten weiterzugeben. Das Land bzw. die Kommune müsste hierfür jedoch die Kosten tragen.

Für das Land Bremen stellt sich deshalb die Frage, inwieweit ein Sozialtarif für das Deutschlandticket an die Stelle der heute bestehenden vergünstigten Tickets TIM und des StadtTicket treten könnte. Für die Nutzer:innen könnte sich daraus der Mehrwert ergeben, dass ihr Ticket bei vergleichbarem Preis künftig bundesweit gültig wäre. Die heute von Land Bremen und den Stadtgemeinden gezahlten Zuschüsse für TIM und StadtTicket könnten zur Gegenfinanzierung genutzt werden. Um zu beurteilen, ob ein solches Konzept finanziell tragfähig wäre und welcher weitere Zuschussbedarf gegebenenfalls bestünde, ist vertieftes Zahlenmaterial erforderlich.